Interviews
Monika & Wolfgang Bazyli
Eisenhüttenstadt-Fürstenberg / Brandenburg / 03.09.2020
In Eisenhüttenstadt bin als „Eis-Ali“ bekannt. Ich bin gelernte Fotografin - am liebsten Kinder, Hochzeiten und Landschaften. Und ich verkaufte Eis - in der Milchbar meiner Eltern. Nach der "Wende" stieg ich mit meinem Mann in den Autohandel ein.
Wir haben gleich gute Autos verkauft und die Leute nicht beschummelt. Heute sind die anderen Autohändler alle weg.
Herr Reinhardt
Forst / Brandenburg / 25.08.2020
Eigentlich bin ich vom Land. Ich habe Betonbaufacharbeiter in der DDR gelernt.
Wer damals mit dem eigenen Auto zur Arbeit gefahren ist war dumm. Es gab überall öffentliche Verkehrsmittel - oder dein Betrieb hat dich auf die Baustelle gefahren.
Günter Thonke & Herr Aquilewa
Rathenow / Brandenburg / 08. 08. 2020
Von 1945 bis 1988 arbeitete ich als Bäcker in seiner Bäckerei, die heute einer meiner Söhne weiterführt.
Meinen Freund Herrn Aquilewa kenne ich seit Jahren - von der Handwerkskammer in Rathenow.
Claudi & Otto
Forst / Brandenburg / 25.08.2020
Ich (Claudi, 38 Jahre alt) habe in Cottbus eine Lehre als Friseurin gemacht. Ich bin 2001 nach Forst gekommen. Ich (Otto, 34 Jahre alt) habe Koch gelernt.
Wir waren die Stadt der Hundert Türme. Ab dem Jahr 2005 ist hier alles eingeschlafen. Heute sitzen wir am Mühlgaben rum.
Uwe Hoffman
Rathenow / Brandenburg / 08.08.2020
Geboren bin ich 1968 in Pirna. Seit Anfang der 90er Jahre wohne ich in Rathenow. Nach der "Wende" stellte das Land keine Lehrkräfte mehr ein. Deshalb bin ich freier Journalist geworden, und schreibe für ein Wochenblatt aus der Region für die Region.
Bernd Koop
Eisenhüttenstadt / Brandenburg / 03.09.2020
Ich bin 57 Jahre und seit 1968 in Eisenhüttenstadt: Ausbildung , Armeedienst 4 Jahre, danach Ausbildung und Tätigkeit als Schlosser im EKO* (Stahlwerk)
Dann kam irgendwann die grosse Wende und die Frage von den Kollegen: "Na, du hast ja schon immer deine Meinung gesagt " - und dann bin ich in den Betriebsrat gekommen…
*Eisenhüttenkombinat Ost
Torsten Krüger
Rathenow / Premnitz / Brandenburg / 08.08.2020
Ich habe im Chemiefaserwerk Premnitz als Glasbläser im Gebäude 021 gearbeitet.
7000 Leute waren hier beschäftigt. Mit der ersten Betriebsbesetzung 1992 wurde die „Märkische Faser AG“ erst einmal gerettet. Premnitz hatte einen internationalen Ruf. Auch deshalb war es nicht so einfach, mit einem Male alles dichtzumachen.
Carola Frohnecke
Forst / Brandenburg / 25.08.2020
Ich bin in den 2000ern nach Forst gezogen, um mich um das Familiengrundstück zu kümmern. Es ist lebendiger geworden durch unsere Neubürger - und unsere Neubürger sind "erste Sahne".
Hannes, Greta & Elke
Guben / Brandenburg / 26.08.2020
Wir wollten raus aus Potsdam, und hatten verschieden Regionen im Auge - am liebsten in eine Kleinstadt, um dort ein Wohn-Projekt aufzubauen und sich in der Region zu engagieren.
Detlef Wenzel
Finsterwalde / Brandenburg / 03.11.2021
Ich bin Jahrgang 1954 und hab von 1976 bis 1979 in Kyritz Heimerziehung studiert. Ich war dann in Neubrandenburg in einem sozialistischen Kinderkombinat angestellt - aber nur kurz - das war nichts für mich.
Manfred S. & Sabine S.
Jüterbog / Brandenburg / 13. 07. 2021
Ich (Manfred) habe hier im Wälzlagerwerk in Luckenwalde gelernt. Danach bin ich 25 bis 30 Jahre lang für "Pneumatic Berlin" auf Montage gefahren - überall im ganzen Osten.
Ich (Sabine) komme aus Reichenbach habe bei dem Verlag „Bild und Heimat“ gelernt und gearbeitet. Wir haben Postkarten und Kalender hergestellt.
Uwe Schmidt
Finsterwalde / Brandenburg / 03.11.2021
Zwischen 1980 und 1997 war ich beim SERO Altstoffhandel in Lübbenau - zuerst als Beifahrer auf einem LKW, später dann als Fahrer für Schrott, Glas und Papier. Seit 1991 mache ich für Touristen auch private Kahnfahrten durch den Spreewald.
Kerstin Ast
Jüterbog / Brandenburg / 13. 07. 2021
Zur "Wende" war ich zweiundzwanzig Jahre alt. Ich hatte in der DDR eine Lehre im Öffentlichen Dienst als Facharbeiterin für Schreibtechnik gemacht. Anschließend arbeitete ich in der Kreisverwaltung Jüterbog. Ab 1990 kamen die ersten "Wessis" rüber und haben aussortiert. Eigentlich mussten alle gehen - außer die Personalchefin.
Astrid Trost
Treuenbrietzen / Brandenburg / 14. 07. 2021
Ich bin 1972 in Lübeck geboren und habe hier Staudengärtnerin gelernt. Dann studierte ich im Rheingau Landschaftsplanung. Als meine Firma in den Osten expandieren wollte, bin ich mit ihr in den Fläming gezogen.
Manche, die hier ankamen, haben sich wie die "Besser-Wessis" benommen, aber das finde ich nicht richtig. Wenn ich irgendwo hinkomme, muss ich doch erstmal gucken.
Ralf & Regula Lindner
Finsterwalde / Brandenburg / 03.11.2021
In Jänschwalde habe ich Kraftwerkschlosser gelernt und nach der Armeezeit an der Grenze auch als Schlosser gearbeitet. Da ich in Jänschwalde keine Wohnung bekommen habe, bin ich nach Bad Liebenwerda zurückgezogen. Dort kam ich beim Kraftverkehr als Busfahrer unter.
Wegen meiner neuen Frau bin ich nach Senftenberg gezogen, und arbeitet dort als Kraftfahrer bei der Reichsbahn. Die Dienststelle wurde zur Wende geschlossen und wir sind gemeinsam nach Stuttgart gezogen.
Roger Jedroska
Finsterwalde / Brandenburg / 10.11.202
Ich habe in der Landwirtschaft gelernt, später wurde ich Landmaschinenschlosser bei der KFL (Kreisbetrieb für Landtechnik). Da haben wir eben alles was war repariert. Wie es bei Ernte so ist. Das war keine schlechte Zeit. So eine Hetze wie heute gab es nicht.
Torsten Hänsel
Finsterwalde / Brandenburg / 03.11.2021
Ich komme aus Doberlug-Kirchhain.
Von 1983 bis 88 studierte ich in Dresden Architektur. Dann bin ich wieder zurück und war in einer Außenstelle beim Wohnungsbaukombinat hier in Finsterwalde. Vor der Wende haben wir hier gegen den Verfall der Altstadt demonstriert. Sie sollte abgerissen werden. Da wollten Sie alles wegnehmen und Blöcke rauf machen. Ich hatte Glück mit der Wende. Als Architekt hattest du im Osten eine schlechte gestalterische Perspektive. Ich hab mich dann auch gleich hier in der Stadt als Abgeordneter und beratender Bürger engagiert.
Jürgen Kretschmer
Senftenberg / Brandenburg / 09.11.2021
Meine Lehre als Instandhaltungsmechaniker war von 1970 bis 1972. Dann habe ich von 1972 bis 1975 Kraftwerkstechnik an der Bergingenieurschule in Senftenberg studiert und war mit 21 Jahren schon Ingenieur. Danach dann begann die Tätigkeit im Kraftwerk „Sonne“ in Freienhufen. Zur Wende wusste niemand wie es weiter geht. Es gab eine Menge Entlassungen, da ist ja von 10 Angestellten im Bergbau einer übrig geblieben.
Ich hatte das Glück gehabt, übernommen zu werden von dem Kohlekonzern und bin in den Umweltschutz gekommen. Wir haben Deponien saniert, Anlagen gebaut und abgerissen. Dafür habe ich die Genehmigungsverfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz geführt.
Matthias Tavernier
Eberswalde / Brandenburg / 20.08.2020
Ich habe hier in Finow meine erste Lehre als Fernwärmemonteur gemacht. Da habe ich bis zur Armee gearbeitet. Danach wollte ich nochmal was ganz anderes machen und bin Gärtner geworden, was Elementares. Durch die Wende war es dann mit der Fernwärme relativ schnell vorbei.
Joachim Krause
Neuruppin / Brandenburg / 19.08.2021
1974 bin ich Lehrer geworden. Der jüngste im Kreis mit 22 Jahren. Meine Ideale konnte ich da nicht umsetzten. Ich bin da raus und hab vieles gemacht, z. B. hatte ich die Gelegenheit Kleinrechner im Hexadezimalsystem zu programmiert. Die wurden im nicht sozialistischen Ausland als Personalrechner eingesetzt. Danach wurde ich Korbmacher und hab dann Kunsthandwerker auf der Burg Giebichensteinnstein angefangen. Ich konnte mein Zertifikat nicht bezahlen, da die Währungsunion kam und ich kein Westgeld hatte.